Wer schon einmal mit ChatGPT & Co. gearbeitet hat, weiß, dass die Formulierung der Frage – der sogenannte Prompt – an die KI entscheidend ist, was die Qualität der Antwort betrifft. Die Kunst des Promptings erfordert sowohl kreatives Denken als auch ein technisches und fachliches Verständnis. Daher bieten einige Weiterbildungsanbieter inzwischen sogar ganze Seminare zum Thema Prompt Engineering für Steuerfachleute an. Aber was bedeutet das für Steuerberater in der Praxis und was tut ein Tax Prompt Engineer eigentlich?
Was ist Prompt Engineering?
„Prompts“ sind im allgemeinen Anweisungen, die dazu dienen, eine bestimmte Reaktion oder Aktion hervorzurufen. Im Zusammenhang mit generativer künstlicher Intelligenz (KI) handelt es sich um den initialen Text an die KI, um eine Konversation zu starten oder eine bestimmte Art von Antwort zu erzeugen. Das kann ein einzelnes Wort, eine Frage oder ein ganzer Absatz sein. Die KI verwendet diesen Prompt, um den Kontext zu verstehen und eine entsprechende Antwort zu generieren. Es ist im Grunde genommen der Ausgangspunkt für die KI, um eine Konversation oder einen Text zu erstellen.
Prompt Engineering erfordert sowohl kreatives Denken als auch ein tieferes Verständnis der Funktionsweise der KI. Es ist ein entscheidender Aspekt der KI-Nutzung, besonders in Anwendungsbereichen, in denen die Qualität und Relevanz der KI-Ausgabe von entscheidender Bedeutung sind.
Professionelles Prompt Engineering steigert das Leistungsniveau des KI-Modells beträchtlich, die Antworten werden genauer, relevanter und nuancierter. Das wird erreicht, indem die Prompts so konzipiert werden, dass sie spezifische Informationen einfordern, Kontext bieten, das gewünschte Ausgabeformat festlegen oder die KI dazu auffordern, ihre Antworten auf eine bestimmte Weise zu reflektieren.
Was bedeutet generative KI? Generative künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf Systeme, die in der Lage sind, neue Inhalte zu erstellen, die von menschlichen Erzeugnissen kaum zu unterscheiden sind. Diese Systeme verwenden in der Regel maschinelles Lernen, insbesondere einen Typ namens Generative Adversarial Networks (GANs), um ihre Fähigkeiten zu entwickeln. GANs bestehen aus zwei Teilen: einem „Generator“, der neue Inhalte erstellt, und einem „Diskriminator“, der versucht, zwischen den vom Generator erstellten Inhalten und echten menschlichen Erzeugnissen zu unterscheiden. Der Generator wird im Laufe der Zeit besser darin, den Diskriminator zu „täuschen“, was zu immer überzeugenderen Ergebnissen führt. Generative KI kann in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt werden, zum Beispiel zur Erstellung von Bildern, Musik oder Text. Das wohl bekannteste Beispiel für generative KI ist der Texterstellungsdienst ChatGPT. |
Was genau tut ein Tax Prompt Engineer
Tax Prompt Engineer ist kein definierter oder anerkannter Beruf, sondern ist momentan eher als eine spezialisierte Rolle zu verstehen. Tax Prompt Engineer oder auch einfach nur Tax Prompteur bezeichnet eine Person, die sich auf die Gestaltung und Optimierung von Eingabeprompten (Prompts) für künstliche Intelligenz (KI) im steuerlichen Kontext konzentriert. Ein Tax Prompt Engineer verfügt dabei über steuerliche Fachkompetenz und ein Verständnis von KI.
Das heißt, Tax Prompt Engineering kann den Arbeitsalltag in einer Steuerberatungskanzlei bereichern, indem bestimmte Fragestellungen mittels KI optimiert werden. Tax Prompting wird somit zu einer zukunftsweisenden Methode.
Potenzielle Aufgaben eines Tax Prompt Engineers:
Entwicklung von Eingabeprompts: Erstellung und Optimierung spezifischer Prompts, die dazu dienen, KI-Modelle effektiv zu steuern. Diese Prompts müssen präzise und klar formuliert sein, um genaue und nützliche Antworten zu generieren.
Gesetzliche Vorgaben im Blick haben: Sicherstellen, dass die genutzten Lösungen den geltenden regulatorischen Anforderungen entsprechen.
Datenanalyse und -aufbereitung: Analysieren und aufbereiten von Datenmengen, die für das Training und die Verbesserung von KI-Modellen verwendet werden.
Training von KI-Modellen: Zusammenarbeit mit Data Scientists und KI-Experten, um Modelle zu trainieren, die komplexe steuerliche Fragen beantworten oder steuerliche Berechnungen durchführen können.
Validieren und Testen: Überprüfung und Testen der KI-Modelle, um sicherzustellen, dass sie korrekt und effizient arbeiten. Dies beinhaltet die Überprüfung der Genauigkeit der Antworten und die Anpassung der Prompts, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Zusammenarbeit mit Steuerexperten: Enge Zusammenarbeit mit anderen Steuerfachleuten der Kanzlei, um sicherzustellen, dass die KI-Lösungen den praktischen Anforderungen der Steuerberatung entsprechen und reale Probleme lösen können.
Insgesamt kombiniert die Rolle eines Tax Prompt Engineers technisches Wissen in den Bereichen KI und maschinelles Lernen mit tiefem Verständnis für steuerliche Prozesse und Vorschriften. Ziel ist es, innovative Lösungen zu finden, die die Effizienz und Genauigkeit in der Steuerberatung verbessern.
Praktische Beispiele: Prompt Engineering für Steuerberater
Für Tax Prompt Engineering gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in Kanzleien, die völlig unterschiedliche Aspekte abdecken können.
Zum Beispiel kann Tax Prompt Engineering dazu dienen, die Recherche für juristische Dokumente zu beschleunigen. Statt stundenlang Gesetzestexte und Präzedenzfälle zu durchsuchen, kann ein KI-gestütztes System relevante Informationen in Bruchteilen der Zeit finden.
Auch in administrativen Bereichen wie Sekretariaten kann Tax Prompt Engineering zur Optimierung von Dokumentenerstellung und Kommunikation eingesetzt werden. So können beispielsweise E-Mail-Antworten vorgefertigt und personalisiert werden, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig einen hohen Grad an Professionalität zu gewährleisten.
Die Möglichkeiten der Datenanalyse sind ein weiteres Feld, in dem Tax Prompt Engineering Anwendung finden kann. Durch die Analyse von Mustern und Trends in steuerrelevanten Daten können fundierte Entscheidungen getroffen und Strategien entwickelt werden. Darüber hinaus kann Tax Prompt Engineering dazu genutzt werden, Präsentationen und Berichte zu optimieren. Durch KI-generierte Visualisierungen können komplexe Daten und Informationen auf eine verständliche und visuell ansprechende Weise dargestellt werden.
Und auch der Personalbereich einer Kanzlei kann von Tax Prompt Engineering profitieren. Von der Erstellung von Stellenprofilen und -anzeigen bis hin zur Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen kann der Einsatz von KI den Prozess zielgerichtet gestalten.
Das ist natürlich längst nicht alles, denn insgesamt bietet Tax Prompt Engineering eine Fülle von Möglichkeiten zur Optimierung von Arbeitsprozessen in Steuerkanzleien. Die tatsächliche Anwendung von KI hängt in Steuerkanzleien von vielen Faktoren ab, wie von den spezifischen Anforderungen einer Kanzlei als auch von geltenden Gesetzen und Vorschriften sowie den technischen Fähigkeiten des genutzten KI-Systems.
Allgemeine Tipps für Tax Prompt Engineers
Die Arbeit eines Tax Prompt Engineers hängt stark von der konkreten Aufgabe, dem verwendeten Modell, der Datenmenge und vielen anderen Faktoren ab. Oft ist es daher notwendig, eine individuelle Herangehensweise zu wählen. Nichtsdestotrotz können einige allgemeine Tipps helfen, die eigene Effizienz und Genauigkeit zu verbessern.
- Rechtssicherheit: Bei steuerlichen Sachverhalten ist die Rechtssicherheit von Informationen der wichtigste Punkt. Vor der Weitergabe sollte die eigene Arbeit auf Genauigkeit, Klarheit und Sicherheit der Quellen überprüft werden.
- Strukturieren der Informationen: KI spuckt häufig deutlich mehr aus als wirklich relevant ist. Die Informationen zu strukturieren und für Mandanten oder Kollegen personalisiert aufzubereiten, sollte nicht vernachlässigt werden.
- Templates: Das Erstellen von Vorlagen für häufig wiederkehrende Arbeiten erspart Zeit und sorgt für Konsistenz.
- Dokumentation: Eine gründliche Dokumentation der eigenen Arbeit sorgt dafür, dass leicht auf frühere Arbeiten zurückgegriffen werden kann und die eigene Methodik erklärbar ist.
- Ethik und Vertraulichkeit: Ethische Standards sollten gewahrt und vertrauliche Informationen müssen geschützt werden.
- Testen und Validieren: Die Genauigkeit und Relevanz der generierten Antworten sollte ständig geprüft werden, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Standards entspricht.
- Weiterbildung: Kaum etwas entwickelt sich so rasant weiter wie die KI, Fortbildungen und Schulungen helfen auf dem neuesten Stand zu bleiben, v. a. was technische und regulatorische Entwicklungen betrifft.
- Feedback einholen: Feedback von Kollegen ist hilfreich, um zu verstehen, wie die Informationen wahrgenommen werden und wo Verbesserungen möglich sind.
- Netzwerk: Der Aufbau eines Netzwerks mit anderen Tax Prompt Engineers fördert den Austausch und das gemeinsame Lernen aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen.
Tipp: Weitere Infos zum Thema finden Sie auch in folgenden Artikeln:
Steuerkanzleien brauchen eine KI-Strategie
Zwischen Euphorie und Vorsicht: KI-Tools in der Steuerberatung
KI in der Steuerberatung: Das ist heute schon möglich
Hinweis der Redaktion: CoPilot Tax Haufe präsentiert die neue KI-Lösung CoPilot Tax. Es handelt sich dabei um einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Assistenten, dem Sie im Rahmen Ihres Steuer Office steuerliche Fragen stellen und mit dem Sie in einen Dialog treten können. CoPilot Tax wurde in den letzten Monaten in enger Zusammenarbeit der KI- und Fach-Experten von Haufe entwickelt. Das enthaltene Steuerwissen basiert ausschließlich auf den rechtssicheren Inhalten des Haufe Steuer Office. Der CoPilot Tax ist in allen Versionen des Haufe Steuer Office integriert.
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