Bei einer großangelegten bundesweiten Razzia in der Baubranche sind Zöllner zu mehr als 100 Durchsuchungen in neun Bundesländern ausgerückt.

Bei der Aktion seien sieben Beschuldigte festgenommen worden, teilte die federführende Staatsanwaltschaft Hannover mit. Ihnen werde vorgeworfen, an einem Konstrukt von Servicefirmen beteiligt gewesen zu sein und mit fingierten Rechnungen mehrere Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt zu haben.

Rund 800 Zöllner waren den Angaben zufolge an den Durchsuchungen beteiligt. Betroffen waren Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt habe dabei auf der Baubranche und den Großräumen Hamburg sowie Düsseldorf/Duisburg gelegen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auf einer Baustelle in Siegen (Nordrhein-Westfalen) wurden 17 ausländische Beschäftigte festgestellt, die keine Arbeitserlaubnis vorweisen konnten. Dort wird nun wegen illegaler Beschäftigung ermittelt.

Scheinrechnungen für Schwarzarbeit

Hintergrund sind drei Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 25 Beschuldigte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover. Dabei gehe es um sog. „Abdeckrechnungen“, mit denen Servicefirmen Leistungen in Rechnung stellen, die nie erbracht wurden. Mit diesen Scheinrechnungen soll dann eine andere Zahlung abgedeckt werden, „damit man schwarz bezahlen kann“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ermittelt werde gegen drei solcher Servicefirmen. „Insgesamt sind uns zum jetzigen Zeitpunkt seit September 2021 Geldströme in Millionenhöhe über die Servicefirmen bekannt“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Nach bisheriger Auswertungen ergebe sich der Verdacht, dass eine größere Anzahl von Unternehmen bei den Servicefirmen Abdeckrechnungen eingekauft habe.

Spezialeinheit sichert Einsatz ab

Rund 130 Wohn- und Geschäftsräume seien durchsucht worden, darunter auch zahlreiche Firmen, die solche fingierten „Abdeckrechnungen“ aufgekauft haben sollen. Bekannte Großunternehmen seien aber nicht dabei gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) kam auch eine Spezialeinheit der Polizei zum Einsatz. Der Verdacht, der dort lebende Beschuldigte könnte bewaffnet sein, habe sich dann aber nicht bestätigt. Er habe keinen Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ziel der Aktion war vor allem die Sicherung von Geschäftsunterlagen und Datenträgern als Beweismittel. Daneben sollten auch Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Geplant war die Sicherstellung von mehr als fünf Millionen Euro. Wie viel am Ende tatsächlich sichergestellt werden konnte, ließ die Staatsanwaltschaft zunächst offen. Das müsse nun zunächst ausgewertet werden.

dpa